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Usinger Neue Presse von Evelyn Kreutz: Ein Blick in das Gartenparadies gewährt

ARNOLDSHAIN: Anja Wirth-Böhm lässt sich bei der Arbeit über die Schulter schauen

Noch hat Anja Wirth-Böhm Hoffnung, dass sie am 21. Juni interessierten Gartenliebhabern zeigen kann, wie auf ihrem Grundstück
am Arnoldshainer Waldrand Nutz- und Zierpflanzen mit Haustieren, Vögeln und Insekten eine natürliche Symbiose eingehen. Es wäre ihre erste Teilnahme bei den offenen Gärten im oberen Weiltal und Umgebung. Die Gärtnerin aus Leidenschaft verbringt, unabhängig
von der Veranstaltung, gerade jetzt, wo die Natur regelrecht explodiert, viel Zeit in ihrem Garten.
  • Anja Wirth-Böhm baut überall im Garten etwas Essbares an, und wenn es die Erdbeeren (links) und der rotgeäderte Blutampfer im Topf sind. Foto: Evelyn Kreutz


Bei aller Liebe zu Dekorativem, die allen teilnehmenden Gärtnern eigen ist, steht bei Wirth-Böhm und ihrem Mann Rolf Wirth das Nützliche im Einklang mit der Natur im Vordergrund. Nicht umsonst gehörten die beiden 2019 zu den 65 HR3-Umwelthelden. Sie
bauen auf 1900 Quadratmetern Gemüse an und Obst für Marmeladen.

Essbare Wohlfühloase mit Mehrwert

Gerade ist Erntezeit für Freiland-Bärlauch, der genau wie der eingetopfte rotgeäderte Blutampfer und die Blüten der Zitronentagetes
Salate und Quark bereichern. Auch Waldmeister dient zum Aromatisieren von Getränken. Baldrian und Estragon treiben in
der unteren Begrenzung des Steingartens aus. Chilis zieht sie in Töpfen vor, damit sie im Sommer scharfe Früchte tragen. Die mediterranen Kräuter in der Kräuterschnecke brauchen noch Zeit, dazwischenbreiten sich Wilderdbeeren und Dickblattgewächse aus.
Als Fan von Hildegard von Bingen nutzt Wirth-Böhm Kräuter nicht nur zum Würzen. Sie stellt ihre eigenen Kosmetik-Produkte her,
legt etwa Blätter vom Zitroneneukalyptusbaum in Olivenöl ein oder destilliert Blütenblätter von Veilchen und macht daraus Badezusatz
oder Hautcreme. Später im Jahr verarbeitet sie Blüten von Duftrosen und Lavendel.

Im Beet ist außer zwei Reihen Erdbeeren und dem Rhabarber noch nicht viel zu sehen ist. Hier setzt die Gärtnerin auf Mischkulturen,
die sich gegenseitig vor Schädlingen schützen. Zwischen die Erdbeeren setzt sie Knoblauch, der Fruchtfliegen abhält. Zwiebeln
steckt sie zwischen Rote Bete und Möhren. Kohl und Sellerie platziert sie nebeneinander. Bohnen und vier alte, besonders resistente
Kartoffelsorten aus England und Irland haben jedes Jahr einen anderen Platz. Im Gewächshaus gedeihen Tomaten.

Brennnesselblätter gegen Würmer
Auf der Wiese stehen viele Obstbäume. Kirschen, Pflaumen, Mirabellen und Feigen sitzen als Jungpflanzen noch in Töpfen wegen
der Wühlmäuse. Den Grundstücksrand säumen Johannisbeersträucher. Aus einigen Knospen der schwarzen Johannisbeeren
bereitet die Gärtnerin ein Hydrolysat gegen Pollenallergie zu. "Natürlich macht das alles viel Arbeit, aber wir können uns mit
Kartoffeln, Gemüse Obst und Eiern weitestgehend selbst versorgen", sagt Wirth-Böhm. Denn auch eine Schar Hühner fühlt sich im
Garten wohl. Damit das Federvieh wurmfrei bleibt, mischt Wirt-Böhm getrocknete Brennnesselblätter unters Futter. Für die beiden Schweine, eine Kreuzung aus Hängebauchschwein und dem Minnesota-Minipig, die kleiner sind als die typischen Fleischschweine und nicht geschlachtet werden, bauen die Wirths extra viele Zucchini an. "Die Schweine passen auf die Hühner auf und warnen, wenn ein Habicht im Anflug ist", erzählt Wirth-Böhm. Außerdem halten die Eber die Wiese frei von Moos und pflügen im Frühjahr die Gemüsebeete durch, damit sich die Aussaat später leichter ausbringen lässt. Der Kot der Tiere wird im Misthaufen gesammelt. Auf dem Kompost
landen nur pflanzliche Küchenabfälle, die die Tiere nicht fressen, oder das, was nicht schon vorher in der Wurmfarm zu feiner
Anzuchterde umgesetzt wurde. Beide ergeben wertvollen Naturdünger. Zum Gesamtkonzept gehören auch Totholz- und Steinhaufen
sowie im Garten verteilte, kleine Wasserteiche. Diese ziehen Vögel und Igel an, bieten Eidechsen und Schlangen Unterschlupf
und lassen Frösche und Kröten heimisch werden. Im Bienenbett und kleinen Bienenstationen fühlen sich Wildbienen und
andere Insekten wohl. Damit ist die Bestäubung der Obstbäume sichergestellt.